Wie viele Todesfälle von unschuldigen Zivilisten müssen als „Kollateralschaden“ toleriert werden, um einen grausamen Diktator durch einen Krieg zu stürzen? Einer, zehn, hundert, tausend, hunderttausend, eine Million?
Im Irak gibt es seit dem Einmarsch der Amerikaner und ihrer Allierten bis zum heutigen Tag nach einer Untersuchung der Bloomberg School of Public Health (und der Al Mustansiriya Universität von Bagdad ca. 654,965 zivile Todesfälle direkt durch den Krieg und durch die Kriegsfolgen, wie Terroranschläge etc. Seit Kriegsbeginn fielen 2978 amerikanische Soldaten.
Wie ich im Presseclub (Sonntag mittags 12.00 Uhr) neulich erfuhr, spielt die Rechtmäßigkeit des Irakkrieges keine politische Rolle mehr für Europa und die westliche Welt. Es ist mittlerweile politisch irrelevant geworden, ob der Krieg durch Lügen über angebliche Massenvernichtungswaffen und Beteiligung von Saddam Hussein an den Anschlägen vom 11. September ausgelösst wurde, oder durch Interessen der Ölindustrie Amerikas. Die USA lenken langsam aber sicher politisch um in eine andere Richtung: Truppenabzug, egal was aus dem Irak wird. Sicher scheint nur, daß der Irak eine neue Brutstätte für den internationalen islamistischen Terrorismus geworden ist.
Wer wird sich das Land unter den Nagel reißen, wenn die Amis gegangen sind? Der Iran? Wie lange wird der Bürgerkrieg dauern? Gibt es dort schon bald einen neuen „Gottesstaat“?
Wofür sind die hunderttausende Zivilisten und die amerikanischen Soldaten gestorben?
Wie gesagt, die Schuldfrage ist politisch völlig irrelevant geworden. Wer weint schon bei uns im Westen um irakische Kinder? Das sind doch „nur“ Moslems. Und die mögen wir hier ja sowieso nicht. Ein paar potenzielle Terroristen und Asylbewerber weniger, na und?
Erschreckend für mich ist besonders, daß auch die Mehrzahl der bekennenden Christen in den USA den Kriegskurs von George W. Bush bedingungslos unterstützt haben und ihn sogar wiedergewählt haben, nachdem die ganzen Lügen über Massenvernichtungswaffen und Verbindungen zu Al Quaida aufgeflogen waren. Bis heute glaubt ein Großteil der Amis immer noch, daß Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden wurden! Haben sie noch nicht einmal die Dementis ihrer eigenen Regierung registriert?
Der Irakkrieg wird bald vergessen sein. Wir brauchen uns aber nicht zu langweilen, denn wir haben ja auch noch den Iran. Der will atomar aufrüsten und ist eine konkrete Bedrohung für Israel und das Gleichgewicht im nahen Osten. Da haben wir dann ja bald einen „rechtmässigen“ Krieg, wenn es nach George W. Bush geht. Vielleicht wird das ja sein Vermächtnis an den nächsten Präsidenten der USA.
Wie sieht das denn eigentlich bei den bekennenden Christen in Deutschland aus? Werden wir diesen neuen Krieg innerlich unterstützen? Wie sieht unsere Haltung gegenüber Israel aus? Weinen wir nur über israelische Terroropfer oder auch über die zivilen Opfer und Kollateralschäden der Palästinenser bei israelischen Vergeltungsmaßnahmen? Was zählt für uns, Menschen oder die Ideologie? Liebt nicht Gott alle Menschen gleichermassen, ohne Rücksicht auf Rasse oder Religion? Sind wir so unparteiisch wie Gott, oder halten wir Gott etwa für parteiisch? Diesen Eindruck habe ich bei den christlichen „Israelfreunden“. In den Palästinensergebieten wird gejubelt, wenn Raketen auf Israel treffen, bei den philosemitischen Christen empfindet man eine „klammheimliche Freude“, wenn den Palästinensern ein paar israelische Granaten um die Ohren fliegen. Die Fotos von toten Kindern und Zivilisten sind natürlich stets „getürkt„. Falls sie doch echt sind, zuckt man nur die Achseln.
Was würde Jesus tun? (What would Jesus do?) Das ist ein bekannter christlicher Slogan heute.
Who would Jesus bomb? (Wen würde Jesus bombardieren?) Diesen Slogan erfanden amerikanische Kriegsgegner. Er, der alle Schmach und Gewalt an seinem eigenen Leibe erduldet hat und sich nicht gewehrt hat, Er, der seinen Mördern am Kreuz vergeben hat, würde Er wehrlose Zivilisten, Frauen und Kinder opfern, um einen Despoten wie den iranischen Präsidenten Ahmadinejad zu stoppen? Was glaubst Du?