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Verschwörungstheorien, Mythen oder Wahrheit?

2.Timotheus 3,3-4
Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben;
und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.
(Studienbibel Schlachter 2000).

Warum werden diese Art von Christen so angesprochen von Legenden und Mythen?
Legenden sind ja Erzählungen mit einem wahren Kern, um den dann eine erfundene Geschichte gesponnen wird – es werden Vermutungen angestellt, wie es wirklich gewesen sein könnte.
Der Stoff der gesponnen wird, nährt sich von Gerüchten, die man gehört oder gelesen hat, deren Wahrheitsgehalt man aber nur sehr schwer und mit viel Aufwand überprüfen kann!
  • “Nach ihren Lüsten beschaffen sie sich Lehrer“!
Da ist offenbar ein großer Mangel in ihrer Seele vorhanden, ein Mangel, den das Wort Gottes – die “gesunde Lehre“ nicht füllen kann. Ein ungesunder Mangel, der aus unserem “Fleisch“ kommt und nicht vom Geist der Wahrheit! Eine Lust am spekulieren, eine Lust am dunkelen Geheimnis, am Mythos.
Deshalb wenden sie sich von der Wahrheit ab und der Teufel gibt ihnen, was sie vermeintlich brauchen: Irrlehrer, die ihre verborgenen Sehnsüchte derart bedienen, daß ihnen die Ohren davon klingeln!
Wo bei der Masse ein Bedürfnis entsteht – da gibt es auch immer jemand, der die Marktlücke erkennt und sein Geschäft darauf aufbaut.
Das war schon zur Vorzeit so und so ist es auch heute.
 Das Wort für Fabel bzw. Legende, daß noch an verschiedenen anderen Stellen in den Briefen benutzt wird ist das altgriechische „Muthos“, von dem das heutige Wort „Mythos“ abgeleitet wurde und hat die Bedeutung nach strongs exhausive concordance: (das was mit zusammengepressten Lippen erzählt wird?) ursprünglich  Rede, das Wort, die Erzählung; daraus: eine wahre oder erfundene Begebenheit; d. Gerücht. I.) Pl.: d. Mythen 1) im NT: erfundene oder erdichtete Begebenheiten oder Geschichten; Fabeln, Märchen, Legenden, d. Sagen; fantasievolle Geschichten; d. Falschheiten.

Nun ist erstmal ein Mythos, eine erfundene Geschichte zunächst nichts Verwerfliches, schließlich hat Gott uns auch die Phantasie geschenkt – und die möchte beschäftigt werden!
Problematisch wird es, wenn wir Phantasie und Realität nicht mehr auseinander halten können!
Und diesen Eindruck habe ich in der heutigen Zeit sehr massiv!
Das Internet beherbergt ein gigantisches Reservoir an Lügengeschichten, die heutzutage „viral gehen“ – diese Legenden und Fabeln infizieren mehr und mehr Menschen und leider auch sehr viele Christen, die doch eigentlich der Wahrheit verpflichtet sind!
Was früher eigentlich hauptsächlich die Domäne der Bildzeitung war, nämlich Fakten mit Gerüchten und erfundenen Geschichten anzureichern, um das Revolverblatt besser zu verkaufen, übernehmen nun Millionen von Nutzern des Internet, die Verschwörungsideologien in den sozialen Medien verbreiten.
Und die Meisten versuchen nicht einmal die Fakten zu überprüfen sondern teilen sie bedenkenlos mit anderem nach dem Motto: „Haste schon gehört“?
Klatsch, Tratsch und Gerüchte funktionieren von jeher ja auch in der analogen christlichen Gemeinde ganz phantastisch!
Oft sogar unter dem frommen Motto: Wir müssen dringend für Bruder X oder Schwester Y beten!

Die heutigen Verschwörungsmythen passen offenbar wunderbar in diese übele christliche Unart und bedienen sich unserer menschlichen Schwächen auf hochansteckende Weise.
Wenn wir die Rige der „Wachen“, in die Wahrheit eingeweihten, den völligen Durchblick habenden, aufgenommen sind, stehen wir schon mal über der dummen, gesichtslosen Masse der armen verführten Schafe ohne Durchblick, die wegen ihrer Dummheit von den mächtigen Strippenziehern der geheimen Weltregierung zur Schlachtbank geführt werden.

Das ergibt einen Bonus an Selbstwert, den ja viele von uns oft schmerzlich vermissen!
Außerdem können wir uns noch wunderbar als Aufklärer und somit Retter der Menschheit darstellen, was uns ebenfalls den Applaus und die Bewunderung unserer Mitmenschen sichern soll!

Tit 1,13 […] Dieses Zeugnis ist wahr. Aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund seien und nicht auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen achten, die sich von der Wahrheit abwenden! 

1Tim 4,7 Die unheiligen und altweiberhaften Fabeln aber weise ab, übe dich aber zur Gottseligkeit
( o. Gottesfurcht, o. Gottesverehrung)

Es ist nun schon schlimm genug, Unwahrheiten, Gerüchte und Lügen zu verbreiten, die ja oftmals unschuldige Menschen verletzen, beleidigen und zum Zielobjekt von Hass und Anfeindungen machen! Oft trifft es ja Menschen, die in Politik oder Wirtschaft eine große Verantwortung für viele Menschen auf sich genommen haben und sich für das Gemeinwohl abmühen.
Hier mag auch oft der Neid eine große Rolle spielen, denn „die da Oben“ verdienen ja meist viel mehr Geld als Otto Normalverbraucher. Das „Die da Oben“ normalerweise auch wesentlich mehr arbeiten und keinen geregelten Feierabend haben, übersehen wir gerne häufig dabei.
Ebenfalls die Beschimpfungen und Morddrohungen, die mittlerweile gang und gäbe sind, nehmen wir nur achselzuckend zur Kenntnis! Wer jemals im Internet einen sogenannten „Shitstorm“ aushalten musste, bekommt eine Ahnung, was täglich so auf Verantwortungsträger einprasseln kann.
Es ist nicht leicht für die Psyche, solche Anfeindungen auf Dauer zu ertragen und zu kompensieren!

Ein zweiter schlimmer Effekt von Verschwörungsmythen ist die Tatsache, daß wir uns von der gesunden Lehre des Wortes Gottes, von der Wahrheit und Gottesverehrung (Anbetung) abwenden!

Legenden und das Wort der Wahrheit passen nicht zusammen und sind keinesfalls kompatibel.
Das Eine hat die Tendenz, das Andere zu verdrängen. Wo mein Kopf voll ist mit Verschwörungstheorien folgt der gefühlte Auftrag andere Aufzuklären und zu retten. Der erfahrene Widerspruch von anderen fordert dann heraus, sich noch tiefer und eingehender mit den vermeintlichen Verschwörungsfakten zu beschäftigen, um seine Meinung hieb- und stichfest zu machen. Ein Teufelskreis!

Wer ist der Vater der Lüge? Denn um nichts anderes als Lüge handelt es sich letzten Endes bei diesen Mythen und Legenden.

Joh 8,44 … {Ihr} seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.

Letzlich begeben wir uns massiv in den Einflussbereich des Teufels, des Vaters der Lüge, wenn wir uns obsessiv mit diesen Lügen beschäftigen, die uns das Internet mundgerecht serviert. Und der bekommt damit auch Zugriff auf unsere Gedankenwelt und Phantasie. Und durch die Gedanken auch Zugriff auf unsere Gefühlswelt.

Diese Taktik des Bösen ist überigens nicht neu. Schon während der Ausbreitungsphase des Evangeliums musste immer wieder vor falschen Lehren und Irrlehrern gewarnt werden, die in die Gemeinde einzudringen drohten und die auch viele Gemeinden tatsächlich infiltrierten. Sowohl von ausserhalb, als auch von innen wurde die Gemeinde vom „Geist der Wölfe“ bedroht, der den „Geist der Wahrheit“ anfechtet und bekämpft.

Apg 20,29 Ich weiß, daß nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.

Lasst uns also nüchtern und wachsam sein – nicht im Sinne der Verschwörungstheoretiker, sondern als Beter, die das Wort Gottes lieben und seine Wahrheit als größten Schatz und Schutz begreifen.
Lasst uns keine unbewiesenen, ungeprüften Behauptungen in den sozialen Netzwerken oder der Gemeinde teilen, sondern wir wollen untereinander die „Wahrheit in Liebe“ reden! (Eph.4,15)
Wie kann etwas Liebe sein, das mit dem Finger auf andere zeigt, andere denunziert und zur Empörung aufstachelt?

Oh Happy Day

Mein guter Freund Klaus Dietzler war gestorben. Und nun war ich gefragt.

Viele Jahre zuvor kam ich einmal mit meiner Gitarre in die christliche Bücherstube in der Hildesheimer Strasse gegenüber dem Mormonentempel.

Mit den Mormonen hatten die Inhaber der Bücherstube rein gar nichts zu tun – der Laden befand sich nur zufällig dort.

Warum ich meine Gitarre dort auspackte und zu klimpern begann, weiß ich nicht mehr.

Ich fand zwei Akkorde, mit denen sich der Anfang von „Oh Happy day“ spielen ließ und ich fing an das Lied so aus dem Stegreif zu singen.., überlegte wahrscheinlich ob man das Lied im Gottesdienst singen könnte und woher ich den ganzen Text wohl bekäme, der mir nur teilweise geläufig war.
Klaus jedenfalls swingte sofort mit und meinte: Dieses Lied mußt du unbedingt auf meiner Beerdigung spielen! Ich lachte über den Scherz und Klaus meinte: „Nein, das meine ich ganz ernst! Ich wünsche mir daß du das tatsächlich machst!“
Ich glaube, daß ich mich vor Lachen eher ausgeschüttet habe, denn Klaus war noch jung und fit und seine Beerdigung noch so weit entfernt – ich hielt es für einen von Klaus Scherzen, sein Humor war öfter recht skurril und ich liebte das. „Und dann sollen wir wohl auf deinem Grab tanzen?“ fragte ich höchstwahrscheinlich zurück, „und so richtig Party machen?“
Klaus meinte, der Tag an dem er durch die Himmelstür gehen würde sei doch wohl ein Freudenfest für ihn und er wollte nicht, daß man um ihn trauern solle, sondern sich mit ihm freuen, daß er dann beim Herrn sei – in der himmlischen und ewigen Freude!

Über die nächsten ungefähr 20 Jahre erinnerte mich Klaus nun immer wieder an das „Versprechen“, daß ich ihm angeblich gegeben hätte – auf seiner Beerdigung dieses Lied zu singen. Ich konnte mich nicht an eine Zusage meinerseits erinnern, aber Klaus beharrte darauf, daß wir da einen „Vertrag“ hätten!
In der Zwischenzeit hatte ich einige schwerwiegende gesundheitliche Probleme, so daß ich daran zweifelte, ob er wirklich vor mir an der Himmelspforte klopfen würde, aber dann kam dieser Tag plötzlich aus heiterem Himmel: Eine spontane Gehirnblutung, die sich durch nichts angekündigt hatte.
Einige Tage vorher hatte mir Klaus noch putzmunter auf den Anrufbeantworter gesprochen und dann diese menschliche Tragödie.
Ich brachte es bis heute nicht über mich, diesen Anruf zu löschen und habe mir seine Stimme wieder und immer wieder noch einmal angehört.
Erst wenige Wochen vor seinem plötzlichen Tod hatte mich Klaus noch einmal an das Versprechen erinnert und ich war wirklich über die Jahre schwach geworden – ich sagte tatsächlich zu, glaube ich.

Und nun war ich in der Pflicht, seinen letzten Willen zu erfüllen. Allerdings hatte ich seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit auf einer Bühne gestanden, ja ich war heftig traumatisiert von „christlichen Bühnen“ – es war mehr als eine Herausforderung für mich, es war ein Riesenberg, der vor mir lag.
Nicht allein, daß ich von der christlichen Bühne traumatisiert war, Klaus hatte sein Ableben dazu auch noch sehr ungünstig für mich gelegt: Ich befand mich kurz vor einem psychosomatischem Klinikaufenthalt, weil sich zu meinen üblichen tiefschwarzen Depressionen noch eine ätzende Angst- und Panikstörung gelegt hatte, die mir die Luft zum atmen raubte.

Wie sich herausstellte, hatte mein Freund nirgends einen anderen letzten Willen geäußert oder schriftlich niedergelegt so daß sein Liedwunsch „Oh Happy day“ im Prinzip das Einzige war, was er ausdrücklich und nachdrücklich festgelegt hatte – alle engen Freunde im Hauskreis wussten davon, denn er hatte das des öfteren in geselligen, launigen Runden verlautbart.
Einige Tage vor der Trauerfeier ging meine Gitarre kaputt. Damit war ich total überfordert, denn in meinem jämmerlichen Zustand brachte ich nicht die Kraft auf, die Gitarre zur Reparatur zu bringen.
Ich rief Jochen an, der sich bereit erklärt hatte mich am Keyboard zu begleiten. Der hatte Verständnis und Zeit das für mich zu erledigen, so daß mir eine letzte Ausrede (Gitarre kaputt) abhanden kam.

Auch einige andere Freunde der Hauskirche würden mit mir zusammen auf die Bühne kommen, um den Lobpreisteil der Trauerfeier für Klaus zu gestalten – das nahm mir einen Teil der Last ab.
„With a little help from my friends“ schien es mir nicht mehr ganz so unmöglich diese Trauerfeier zu einer Jubelparty umzufunktionieren. Na gut, sagen wir lieber: Diese Trauerfeier zu überleben!

Irgendwie hatte  sich in meinem Herzen der Gedanke festgesetzt: Und wenn ich dabei draufgehe, was auch immer mit meiner verwirrten und durchgedrehten Psyche geschieht – ich werde auf diese Bühne gehen und meinem besten Freund die letzte Ehre erweisen. In der Hoffnung, daß er vom Himmel aus zusieht und zu schätzen weiß was ich für ihn tue.

Es wurde eine sehr bewegende Feier im Gemeindesaal der Baptisten in der Walderseestraße. Die Predigt und die verschiedenen Ansprachen waren einzigartig; der Saal gerammelt voll.

Wieder Erwarten konnte ich meinen desolaten Seelenzustand für die ganze zeit völlig beiseite schieben, als es für mich ernst wurde. Ich fand sogar plötzlich die Kraft und Leichtigkeit eine Ansage zu dem einigermaßen ungewohnten und von vielen möglicherweise als unpassend empfundenen Lied „Oh happy day“ zu machen. Ja ich fühlte mich sogar wunderbar getragen und geborgen vom heiligen Geist, dem Geist der Freude – dem Geist der Auferstehung!

Und das Alles kam mir wieder von Neuem in den Sinn, als ich neulich die Osterausstellung in derselben Gemeinde besuchte und von einer mir völlig unbekannten Schwester auf das Lied angesprochen wurde: Sie waren das doch, der damals bei der Trauerfeier für Klaus Dietzler Gitarre gespielt hat! Das hat sich bei mir irgendwie völlig eingebrannt! OH HAPPY DAY!

Gottes Arbeit erledigen?

Ich denke ständig über mein Leben nach. Über die Dinge für die ich Gott dankbar bin und noch mehr über die Dinge die schief gelaufen sind. Und ich versuche ständig die Ursachen dafür zu ergründen. Das ist schon zwanghaft bei mir und ich wünschte ich bräuchte nicht so viel über mich nachdenken. 
Sei 1977 habe ich so Einiges mit Gott erlebt und wollte ihm immer mit ganzem Herzen und ganzer Kraft dienen.
Allerdings habe ich den Eindruck gewonnen, daß ich sehr häufig versucht habe schneller voranzugehen als Gott das eigentlich von mir wollte. Sobald ich den Eindruck hatte, daß Gott mich in irgend einer Richtung gebrauchen wollte war ich unter Volldampf, reflektierte nicht großartig darüber und setzte mich in Bewegung wie eine Dampflokomotive. Ob mir andere hinterher kamen interessierte mich wenig. 

Und auch die Zeitpunkte Gottes (kairos) interessierten mich wenig. Gott war ja schließlich im „Wunder-Business“ und hatte gefälligst dafür zu sorgen, daß Leute sich bekehren, geheilt und befreit wurden und ihr Leben auf die Reihe kriegten. Und wenn Gott sich mit seiner Arbeit Zeit ließ, wenn die Wunder auf sich warten ließen war ich sehr wohl geneigt ihm ein wenig nachzuhelfen.

Wenn ich zum Beispiel einen leisen Eindruck oder Impuls in meinen Gedanken verspürte, posaute ich diesen gerne auf der Bühne mit dem Anspruch hinaus: „Der Herr hat gesagt!“, obwohl eigentlich der Herr gar nichts gesagt hatte.


Ich hatte vielleicht den Eindruck, daß der Herr eventuell etwas Bestimmtes  sagen wollte, aber ich hörte ja keine Stimme aus dem Himmel, kein Engel war mir erschienen und eigentlich war ich mir unsicher, ob dieser leicht verschwommene Eindruck wirklich vom heiligen Geist gewirkt war, oder einfach durch ein frommes Wunschdenken meinerseits. 
Aber in unseren Kreisen sagte man damals ja mit dramatischer Stimme: „So spricht der Herr“, oder Ähnliches. 
Und dann sprach ich kühn im Namen Gottes meine Weissagungen in die Runde. Ich würde ja nicht gesteinigt werden, wenn jemand Zweifel an meinen Aussagen hätte. Wir durften ja Fehler machen und neue Dinge ausprobieren – wie hätten wir denn sonst in den Gaben des heiligen Geistes wachsen sollen? So die durchaus gängige Meinung in der charismatischen Bewegung damals.

Heutzutage kommt mir das nackte Grauen über diese Anmaßungen von damals und ich bin froh, daß mich manchmal nicht der direkte Blitzstrahl vom Himmel getroffen hat!

Ich hatte das aufrichtige Verlangen und die Sehnsucht, daß Gott noch viel mehr und klarer reden und handeln sollte, ja ich verzehrte mich sogar danach und betete wirklich inständig und intensiv für die Gaben des heiligen Geistes: Weissagung und Prophetie, Heilungen, Zeichen und Wunder.

Aber Gott nachhelfen wollen? Gottes Arbeit erledigen wollen? Gott war so gnädig, mir immer wieder echte Eindrücke durch seinen Geist zu schenken – Dinge, die viele Glaubensgeschwister tatsächlich sehr ermutigt haben und die sie noch viele Jahre später erinnerten, weil es sie tief berührt hatte. Und vieles hatte sich auch tatsächlich bestätigt. 

Aber was ist mit dem ganzen Unheil, daß ich möglicherweise dadurch angerichtet habe, daß ich frecher Weise falsche Hoffnungen in Menschen geweckt habe?
Vielleicht war so mancher von Gott enttäuscht und hat sich innerlich sogar von ihm abgewendet?
Und was für negative Auswirkungen hatte diese Handlungsweise bei mir selbst?

Ich wollte damals am liebsten die ganze Welt retten und in die Arme Gottes hineinpushen, aber ist es nicht ein Einziger, der so etwas tun könnte?

Golgota, Gemälde von Mihály von Munkácsy, gemeinfrei.

Und ich glaube, er hat es vor zweitausend Jahren schon längst auf Golgatha getan – diesem Hügel vor Jerusalem, der „Schädelstätte“. 

Nur einer kann die ganze Welt auf seine Schultern nehmen und retten: Der einzigartige Sohn Gottes – Jesus Christus. Am Kreuz, als er für meine und Deine Sünde starb.

Meine Schultern und keine anderen Schultern der Welt sind dafür geeignet und berufen. Ich habe mich damals schwer an dieser Last verhoben. Wir können und sollen nicht Gottes Arbeit erledigen. „Was ER euch sagt, das tut“, sagte einst seine Mutter Maria zu den Dienern bei der Hochzeit zu Kana. Wir sollten nicht versuchen mehr als das zu tun!


Die Kraft des Segnens

Mt. 5,44  Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen

1.Petr 3,9 …und vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr Segen ererbet.

Jemanden segnen bedeutet: Gutes über ihn aussprechen, ihm Gutes wünschen – im Namen Gottes und im Namen Jesu Christi. – Das Gegenteil ist ihm zu fluchen, ihm Böses zu wünschen, zu meckern und murren, über ihn zu klagen.

Im Segnen und im Fluchen liegt eine große Macht verborgen – sowohl zum Guten als auch zum Bösen. In den Weisheits-Sprüchen Salomos heißt es: „Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge“ (Spr.18,21)

Neulich hatten wir eine gute Gelegenheit zu meckern und zu murren und auf jemanden zu schimpfen und haben es zu Anfang auch getan – ich bin mir der biblischen Weisheit ja nicht unbedingt in jeder Situation bewußt und lebe sie daher auch leider allzuoft nicht in der Praxis aus.

Ein Nachbar mit Fenstern zum gemeinsamen Hof war der Meinung er müsste die ganze Nacht laute Musik laufen lassen – bei geöffneten Fenstern!
Wir dagegen schlafen lieber des nachts – zumindest so ab Mitternacht – und haben dabei auch gern geöffnete Fenster wegen der frischen Luft. Mit geschlossenen Fenstern wird die Luft schnell stickig und verbraucht in dem kleinen Schlafzimmer. Also meckert und schimpft man so einige Zeit, gibt dem unbekannten Nachbarn einige übele Schimpfnamen wie: Blödmann, Affe, Idiot usw. und schließt dann nach ein paar Stunden das Fenster um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.
Bei dem Nachbarn lief die Musik dann noch den halben Tag weiter, es war einige Stunden Ruhe und ging dann abends wieder los. Das Spiel ging auch den zweiten und dritten Tag so weiter – so daß wir dann früher unser Fenster schlossen.

Morgens dachte ich mir dann: Vielleicht sollte ich für den Mann (Natürlich muß es ein Mann gewesen sein) mal beten. 

Ich habe schon vor vielen Jahren die Lektion gelernt daß Fürbitte bedeutet FÜR jemanden zu beten – nicht GEGEN jemanden! Denn Gott liebt alle Menschen gleich und ist grundsätzlich FÜR uns und nicht GEGEN uns. Sooft ich GEGEN Dinge gebetet habe, die mich bei den Anderen stören und die meiner Meinung nach dem Willen Gottes entgegen standen habe ich keine Gebetserhörungen erlebt so weit ich mich erinnern kann.

Also fing ich an den Krachmacher zu segnen und ihm im Gebet gutes zu wünschen. Nach kurzer Zeit hatte ich innerlich den Eindruck daß dieser Mensch ernsthafte seelische Probleme hat. Ich betete daß Gott ihm in seiner Güte begegnet und ihm Heilung schenkt – mir kam der Gedanke daß er vielleicht unter einer Angststörung leidet die er versucht mit der nächtlichen Musik zu kompensieren.
Auch dafür betete ich und bekam richtiges Mitempfinden mit diesem Menschen. Mein Ärger verflog sehr schnell – auch der Gedanke eventuell irgendwann nachts die Polizei zu rufen – und machte Mitgefühl und Sympathie platz.

Ich erwartete nicht daß mein Gebet eine Auswirkung auf die nächtliche Störung hatte – es war mir auch egal geworden. Allerdings warteten wir abends dann vergeblich auf die Beschallung und konnten das Fenster offen lassen. Seitdem ertönt die Musik nur noch sehr sporadisch und auch nie mehr nachts. Ich habe keine Ahnung wer der „Übeltäter“ war würde mich aber freuen ihn kennen zu lernen.

Ähnliches habe ich viele Jahre zuvor bei noch wesentlich gravierenderen Ruhestörungen erlebt als nichts half: Keine Beschwerde oder gütliches Zureden und auch kein DAGEGEN beten in dem Namen Jesu Christi und Ausübung meiner geistlichen Autorität gegen die „Mächte der Finsternis“.

Ich wohnte damals im Wohnheim für Schwerstbehinderte direkt über der Station wo ich Körperbehinderte pflegte auf dem sogenannten Pflegerflur. Im Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Flures wurde nacht für nacht lautstark gefeiert, so daß auch kein Ohropax mehr half. Und es war sehr hellhörig dort – die Wände waren dünn. Es waren Schwestern und Pfleger die dort überhaupt nicht wohnten sondern den Raum ausschließlich für ihre Gelage nach Feierabend nutzten.
Die Feiern dauerten nicht selten bis 4:00 Uhr nachts und ich hatte oft am nächsten Morgen Frühdienst und musste um 6:00 Uhr auf der Station antreten.

Ein Christ wohnte direkt im Nebenzimmer und hatte auch schon alles versucht um seine Ruhe zu kriegen. Er war Klassik-Fan und hatte in seiner Verzweiflung schon seine Lautsprecherboxen direkt gegen die Wand gerichtet und Orgelmusik von Bach laut aufgedreht. Es interessierte keinen.

Die Wende kam als wir uns entschlossen unsere geballte Gebetskraft zu vereinigen und mal zusammen für die Lage zu beten: Ich war erstaunt als Andreas anfing meine Kollegen zu segnen und sogar ihre Familien in den Segen Gottes einschloß. Ich stieg sofort darauf ein und segnete mit.
Diesmal kam kein Wort der Anklage oder des Murrens über unsere Lippen – nur Segen und gute Wünsche.
Gegen Mitternacht legte ich mich ins Bett und las vor dem Licht löschen noch einen Psalm. Ich hatte ihn noch nicht zu Ende gelesen als die Tür im Nachbarzimmer aufging und die Leute sich nach und nach verabschiedeten. Man konnte jedes Wort verstehen!

Seit dem war Ruhe. Für immer!

Der Geist der Furcht

 „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (1.Tim.1,7)

Wenn ich auf Facebook die vielen Warnungen vor dem Islam samt vielen dramatischen Artikeln lese, die insbesondere von Christen gepostet werden frage ich mich oft von welchem Geist diese Geschwister eigentlich erfüllt sind – einem Geist der Furcht und Verzagtheit, des Hasses auf die Andersgläubigen oder dem heiligen Geist, der ein Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit ist. (Und das als jemand, der eine amtlich bescheinigte generalisierte Angststörung hat) 

Müssen wir wirklich ständig darüber “aufgeklärt” werden daß der extremistische Islam gefährlich und böse ist oder ist diese andauernde thematisieren der islamistischen Bedrohung einfach nur ein Ventil der eigenen Ängste vor dem fanatischen Glauben der radikalen Islamisten?

Spricht es von dem Geist der Besonnenheit wenn “der” Islam ständig als einer einheitlichen feindlichen Macht beschrieben wird, der nichts anderes vorhat als die gesamte westliche Welt zu überrollen und zu erobern? – Ohne zur Kenntnis zu nehmen daß es im Islam ebenso viele unterschiedliche Richtungen gibt wie im Christentum die keinesfalls alle dasselbe Ziel haben können?
Ist es ihnen verborgen geblieben, daß die meisten Opfer des IS und anderer radikaler Bombenleger selbst Muslime sind? – Ja, Christen werden ebenso verfolgt – keine Frage – und das sollte man nicht verharmlosen, aber vielleicht mal endlich zur Kenntnis nehmen daß das Christentum keinesfalls als einzige Religion das Privileg auf Zerstrittenheit hat. Die Muslime zerfleischen und bekämpfen sich gegenseitig: Sunniten gegen Schiiten, Wahabiten gegen Aleviten und Sufis, Salafisten gegen liberale gemäßigte Moslems usw. Aber nein – “DIE” Moslems kennen alle nur “EIN” Ziel nämlich uns alle und unseren Glauben zu überrollen!

Doch gegen Angst und Vorurteile helfen halt keine Fakten – es braucht wohl eher eine Austreibung des Geistes der Furcht! Und eine neue Erfüllung mit dem Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit. Hört endlich auf mit eurer Panikmache und dem Schüren der Angst vor dem Fremden! Erweist euch als Kinder eines Gottes der Liebe, der Kraft und Besonnenheit. 
Mich wundert sehr daß unter den Christen eher diejenigen empfänglich für den grassierenden Geist der Angst vor dem Islam sind, die für sich beanspruchen “geisterfüllte” und “wiedergeborene” Christen zu sein, diejenigen die von sich meinen Jesus radikaler nachzufolgen als die große Masse der eher liberalen Christen in den Großkirchen – aber vielleicht ist das ja einfach nur eine subjektive Wahrnehmung von mir. Vielleicht ist die schweigende Mehrheit ja einfach nur inaktiv und wenig missionarisch in dieser Sache.

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ 

– Also lasst uns danach trachten mit diesem Geist immer wieder neu erfüllt zu werden.

Der himmlische Stromkreislauf

Damit das Licht in der Glühbirne leuchtet, der Kühlschrank kühlt oder der PC rechnen kann muß er an den elektrischen Strom angeschlossen sein.
Ohne die Kraft des Stroms läuft nichts – kein Fernseher, kein Telefon, kein Elektromotor.

Ohne die Kraft Gottes läuft in gleicher Weise nichts im Hinblick auf Gottes Werk hier auf der Erde. Jesus hat uns, seinen Nachfolgern nicht grundlos geraten ständig mit ihm verbunden zu sein und hat dafür das Bild des Weinstocks und der Reben benutzt. Wenn die Zweige des Weinstocks von ihm abgeschnitten sind, wenn sie nicht ständig von Saft und Kraft des Weinstocks und dessen Wurzel ernährt werden, können sie keine Frucht hervorbringen und verdorren.
Getrennt von mir könnt ihr nichts tun, sagte Jesus zu seinen Jüngern. Viele Christen haben diese Wahrheit für sich selbst, für die Gemeinde oder das vielfältige Werk daß Gott durch sie tun möchte erkannt und strecken sich nach dem heiligen Geist aus, den Jesus verheißen hat.
Der heilige Geist ist uns nicht nur versprochen worden – er wurde zu Pfingsten auch ein für allemal auf die Gemeinde ausgegossen.
Die Kraft des Himmels ist für alle gläubigen Nachfolger von Jesus vorhanden und frei zugänglich – als Geschenk. Es ist kostbar aber völlig kostenlos!

Wer einmal von diesem Wasser des Lebens getrunken hat möchte es nie mehr missen. Und er wird nicht satt und zufrieden davon sondern will immer mehr!

Aus diesem Grund lernte ich Lobpreislieder mit der Gitarre zu spielen und dazu zu singen. Aus diesem Grund fing ich an die Bibel zu lesen und regelmäßig zu beten. Aus diesem Grund half ich mit eine charismatische Gemeinde zu gründen, deren Schwerpunkt Lobpreis und Anbetung, Gebet und die Kraft des heiligen Geistes war.

Ich glaubte wie so viele andere, daß uns eine gewaltige Erweckung bevorstand wenn wir nur intensiv genug beten und Gott bestürmen würden seinen Geist mehr und immer mehr auszugießen. Wenn sich „die Ungläubigen“ nicht bekehrten, so lag es gewiß daran, daß wir noch nicht genug von Gottes Kraft „getankt“ hatten und so war meine Blickrichtung immer nach oben – zu Gott. Ich wollte mehr von seiner Kraft, mehr von seiner Autorität damit Zeichen und Wunder geschehen würden und die Welt erkennt daß Gott existiert und Jesus der Herr ist.

Und irgendwie hatte ich die Erwartung das Gott selbst dafür sorgen würde daß Menschen zur Gemeinde dazukämen.  

Er selbst würde die Menschen in unsere Gottesdienste ziehen wenn nur genügend von dieser himmlischen Energie, dem heiligen Geist, der Kraft Gottes in unserer Mitte wäre.
Die Erweckung blieb aus. Die Menschenmassen kamen nicht. Die Gemeinde wuchs zwar einige Jahre lang, aber meine Vision von einer gewaltigen Erweckung unter den nichtgläubigen, säkularen Menschen in unserer Stadt erfüllte sich nicht.

Vielleicht hatten wir das einfache, natürliche Prinzip des Stromkreislaufs vergessen?

Gestern gab es in Hannover einen schrecklichen Unfall durch Starkstrom, bei dem zwei Arbeiter verbrannten. Sie hatten eine Aluminiumleiter an ein Gebäude der Bahn gestellt um das Gebäude zu reinigen. Die hohe Leiter kippte nach hinten um und berührte die Hochspannungsleitung der Züge im Bahnhof.
Die Arbeiter hatten Kontakt mit der Leiter und der Strom floß durch sie hindurch in die Erde, weil der Stromkreislauf geschlossen war. 
Nun wollten einige Leute helfen und die Arbeiter aus der Gefahrenzone ziehen, weg von der Kraftquelle des Starkstroms. Glücklicherweise wurden sie von anderen zurückgehalten, denn sobald sie die Arbeiter berührt hätten wären sie ein Teil des Stromkreislaufes geworden und die Kraft wäre auch durch sie geflossen – mit tödlicher Wirkung.

Wenn sich Vögel auf den Hochspannungsdraht setzen passiert ihnen überhaupt nichts, weil sie zwar engen Kontakt zur Kraftquelle haben aber nicht die Erde berühren – so wird kein Kreislauf geschlossen und der Strom kann nicht fließen.
In der Analogie für uns als Christen heißt das: Wenn wir wollen, daß Menschen zum lebendigen Glauben an Gott kommen, wenn wir wollen, daß sie unsere Kraftquelle kennenlernen nützt es rein gar nichts wenn wir selbst ausschließlich einen wunderbaren und engen Kontakt zur Quelle, zu Gott haben. 
Wir können selbst die stärksten Berührungen mit Gott haben, den Himmel offen- und die Engel dahin auf- und niedersteigen sehen. Es wird sich kein Mensch Gott zuwenden, wenn wir unsere Hände und Herz ausschließlich zu Gott hin ausstrecken und die Welt dabei vergessen!

Wir müssen auch die Menschen berühren, damit der himmlische Stromkreislauf geschlossen wird und die Kraft Gottes auch für sie spürbar wird!

Dieses ganze einseitige ausgerichtet-sein auf den Himmel und die Power Gottes bringt nichts im Hinblick darauf Menschen für Jesus zu gewinnen!
Wir brauchen nicht noch mehr und immer mehr von Gottes Kraft, damit sich die Herzen der Menschen für Gott endlich öffnen. Wir müssen uns selbst diesen Menschen zuwenden und ihre Herzen berühren. Wir müssen den himmlischen Stromkreislauf schließen!

Zuwendung bedeutet erst einmal Zeit opfern. Für Freundschaft, Nachbarschaft und Verwandschaft, Arbeitskollegen oder Mitschüler. Es bedeutet ein ehrliches Interesse für seinen Nächsten und alle seine Belange zu haben. Für sein Wohlergehen, seine Verletzungen oder Krankheiten, seine Interessen, seine Weltsicht. Und zwar völlig ohne Bekehrungsabsichten! Denn das merken die Leute schnell und das macht unsere Zuwendung unglaubwürdig und unecht.

Wenn wir kein ehrliches Interesse an den Menschen haben werden wir auch ihre Herzen nicht berühren können.

Ich habe Gemeinde so erlebt, daß die ganze Kraft und Energie fast nur auf das Laufen und den Erhalt des Gemeindesystems verwendet wurde. Ich war so in Gemeindeaktivitäten verstrickt, daß ich kaum Zeit für Freundschaften innerhalb der Gemeinde hatte. Es wurden ja ständig Mitarbeiter für alle möglichen Dienste gesucht.
Dann auch noch Freundschaften und Kontakte mit Nichtchristen pflegen? Mir waren schon private Freundschaften innerhalb der Gemeinde lästig, weil ich mit Familie, Beruf und Gemeindeaufgaben mehr als ausgelastet war. Das wäre mir einfach zu viel gewesen und so blieb als Alibi nur die sogenannten Strasseneinsätze übrig, um mit der „Welt“ in Kontakt zu kommen.

Eine Gemeinde die nur damit beschäftigt ist sich um sich selbst zu drehen, um ein Gebäude, die Veranstaltungen und verschiedenen Dienste um das „Gemeindeleben“ aufrecht zu erhalten hat in meinen Augen kaum eine Existenzberechtigung. Und sie taugt nicht dazu andere Menschen zum Glauben an Gott zu bewegen.
Vielleicht sollten einige Gemeinden umkehren und ihre Strukturen noch einmal ganz neu überdenken. Und sie sollten Raum machen für eine Struktur die sich an den Bedürfnissen der nichtgläubigen Menschen um sie herum orientiert? Es gibt ja vielerlei Anregungungen in der christlichen Szene dazu.

Ich freue mich darüber, daß es immer noch Christen gibt die an so etwas wie „Erweckung“ glauben. Aber ich bin davon überzeugt daß weder 24 Stunden unablässiges Gebet oder 24 Stunden Dauerlobpreis den erhofften „Durchbruch“ bringen wird.
Es bringt keinen Durchbruch und hat keinen Effekt auf Nichtgläubige wenn wir für uns selbst die schönsten Gottesdienste feiern und die herrlichste Gegenwart Gottes in unseren Veranstaltungen haben.
Weil damit allein nicht der himmlische Stromkreislauf geschlossen wird. Die Kraft wird nicht zu den Menschen hinfließen die wir doch eigentlich erreichen wollen. Es ist wie mit den Vögeln die auf der Hochspannungsleitung sitzen. Nichts passiert – trotz engster Verbindung zur Kraftquelle!

Die alte christliche Band „Love Song“ hat es in ihrem Lied „Two Hands“ treffend ausgedrückt:
With one Hand reach out to Jesus – and with the other bring a friend!
(Mit der einen Hand strecke dich nach Jesus aus und mit der anderen bring einen Freund mit)

Die Feinde Gottes

Feinde Gottes gibt es überall, nicht nur bei militanten Atheisten. Auch dort, wo man sie zuerst einmal nicht vermuten würde: In Kirchen und Gemeinden.
Wie bitte? Bei den Frommen und Gläubigen? Bei den Betern und Lobpreis-sängern?
Gestern las ich die Bibelstelle aus Jakobus 4,1ff und ein Panorama aus 35 Jahren Gemeindeerfahrung entfaltete sich vor meinen inneren Augen – ein Panorama voller Machtkämpfe, Zank und Streit! Nicht, daß es keine guten Zeiten gegeben hätte – die gab es auch reichlich. Aber immer garniert und durchwoben von diesen menschlichen Schwächen, auch in den full-power-heilig-Geist-Gemeinden.

Jak 4,1ff  Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher: Aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten?
Ihr begehrt und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.
Ihr Ehebrecher/innen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.
Oder meint ihr, daß die Schrift umsonst rede: «Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ»?
Er gibt aber desto größere Gnade. Deshalb spricht er: «Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.»

Seit den Tagen des Apostels Jakobus hat sich in der Gemeinde offenbar bis auf die äußeren Formen nichts geändert.  Den inneren Kampf Jesus ähnlich zu werden muß jede Generation neu ausfechten.
In manchen Gemeinden gilt es als „weltlich“ in die Disko oder ins Kino zu gehen, oder Fersehen zu schauen. Bei anderen ist es „weltlich“ wenn Frauen Hosen tragen und im Gottesdienst kein Kopftuch umbinden.
Fortschrittliche Gemeinden schmunzeln über solcherlei „Gottesfürchtigkeit“ und haben andere Kategorien für Weltlichkeit oder sie sind so liberal, daß sie mit dem Begriff erst gar nichts mehr anzufangen wissen.
Was bedeutet es denn nun wirklich ein Freund der Welt zu sein? Jakobus gibt uns die Antwort: Wer innerhalb der Gemeinde Grabenkriege um die Macht und das Sagen führt ist ein „Freund der Welt“. Wer Streit anzettelt um andere dadurch mundtot zu machen ist weltlich gesonnen.
Das Töten und Morden hat Jesus ja neu definiert:

 Mt 5,21+22 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, daß jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! (Dummkopf) dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr! (Gottloser Irrer) der Hölle des Feuers verfallen sein wird.

Und diese Art von Geschwistermord hatte Jakobus sicherlich vor Augen, als er über die Kriege der Gemeinde schrieb. Und die Motivation dafür liefert er gleich mit: Selbstsucht, Gier, Neid und Machtstreben!
Viele sagen dazu: „Nein nein bei MIR ist das alles ganz anders, es geht mir nur darum, daß die Wahrheit in der Gemeinde zum Zuge kommt und der Wille Gottes getan wird!“ Wirklich?

Jakobus beschreibt diese Gesinnung als Feindschaft gegen Gott. Ein hartes Wort. Aber mir scheint es wahr zu sein. Gott hat seine Feinde mitten unter seinem eigenen Volk – unter seinen Söhnen und Töchtern! Und diese Feinde widerstehen dem Willen Gottes und weigern sich Jesus und dessen Gesinnung nachzufolgen. Sie wissen es scheinbar besser als Gott!

In der Bibelversion der Losung lautet Vers 5: Oder meinet ihr, daß die Schrift vergeblich rede? Begehrt der Geist, der in uns wohnt, mit Neid? (Wider den Neid begehrt der Geist)

Der Geist Gottes in uns kennt keinen Neid und ist nicht machtsüchtig. Und was von ihm gewirkt ist das ist friedfertig und demütig und nicht rechthaberisch.
Die ganze Kirchengeschichte aber ist voll von Zank und Streit und Kriegen. Wegen dieser Feindschaft gegen Gott existieren auch die vielen Kirchen- und Gemeindespaltungen. Aus diesen Gründen verlassen die Leute ihre Gemeinde und gründen eine neue. (Wobei ich nicht grundsätzlich denen die Schuld gebe, die eine Gemeinde verlassen. Auch wer eine Kirche oder Gemeinschaft unbedingt ohne Änderung der Dogmata beibehalten will kann sich genauso schuldig machen)
 Und Gott höchstpersönlich widersteht diesen unverbesserlichen hochmütigen Feinden.
Aber den Demütigen gibt er Gnade.

Vielleicht ist der Teufel ja gar nicht an Allem Schuld, was wir als Gemeinde so beklagen. Könnte es nicht auch manchmal Gott sein, der unserem Streben widersteht, weil wir unser eigenes Reich bauen wollen und nicht sein Reich?

Das personale Böse

Ich bin ihm noch nie persönlich begegnet: Dem Teufel als Person und realistischem Gegenüber. Luther soll angeblich mal ein Tintenfass nach ihm geworfen haben und Jesus stand dem Versucher in der Wüste leibhaftig gegenüber und sprach mit ihm.

Für die Naturwissenschaft existiert er ebenso wenig wie Gott, Engel oder andere Geistwesen.
Bei den meisten Esoterikern kommt er nicht vor – seltsam eigentlich, wo sie doch an die Existenz von Geistwesen glauben.

Ich habe keine Mühe an seine Existenz zu glauben, ich brauche nur meine Tageszeitung aufzuschlagen oder die Nachrichten im Fernsehen anschauen. Die Welt ist so voll von abgrundtief bösen Dingen das es zum Himmel stinkt!
Menschen werden von Menschen gefoltert, vergewaltigt und auf grausamste Weise zu Tode gebracht.
Psychopathen missbrauchen und ermorden Kinder. Die Mächtigen dieser Welt raffen allen Reichtum an sich und beuten die Kleinen und Schwachen aus – ohne Rücksicht und ohne Bedauern.
Kinder werden mit Sprengstoffgürteln oder Maschinengewehren zum Morden geschickt. Und wer erwischt wird und vor Gericht landet leugnet seine Taten und verhöhnt die Opfer oder ist sich einfach keiner Schuld bewusst. Siehe die Kriegsverbrecher aus Serbien oder Kambodscha.
Das Böse ist scheinbar allgegenwärtig und manchmal unbegreifbar.

Am stärksten habe ich mich bei einigen alten Fotos aus der Nazizeit gegruselt, die neulich in meiner Tageszeitung veröffentlicht wurden. Sie zeigten eine fröhliche Schar uniformierter Männer und Frauen mit Akkordeon und Gitarre singend und unbeschwert durch die Natur wandern.
Sie lachten und sahen richtig nett aus durch ihre Fröhlichkeit.
Es waren KZ-Wärter- und Wärterinnen aus Ausschwitz die einen freien Tag vom Morden hatten…
Offenbar belastete sie ihre Aufgabe nicht im Geringsten – es muß ihnen Vergnügen gemacht haben andere zu quälen und zu töten.

Für mich ist so etwas so unbegreiflich, daß ich es mir nicht mehr mit psychologischen Argumenten erklären kann.

So etwas kommt in der Natur ansonsten nicht vor: Tiere töten in der Regel um zu überleben und ihren Nachwuchs zu ernähren.
Aber diese perfide Bosheit, mit System und hoher Intelligenz und sogar noch Lustgewinn ganze Völker zu unterjochen und zu ermorden kommt nur beim Menschen vor. Und die Menschen lernen offensichtlich nicht. Immer wieder kommen neue Gaddafis, Assads und Osama Bin Ladens aus dem Schoße der Völker hervor. (Gehört George W. Bush vielleicht sogar auch zu dieser Brut?)
In den heutigen westlichen Demokratien tritt das Böse vielleicht nicht ganz so offensichtlich zu Tage, wir haben es irgendwie verfeinert und kultiviert. – Aber von Vernunft, Güte  und Gerechtigkeit sind wir weit entfernt. Das Böse ist bei uns nur nicht so offensichtlich und arbeitet mehr im Dunkeln.

Diese Affinität des Menschen zum Bösen, diese Krankheit das Gute zu wollen und dennoch stets das Böse und Egoistische zu tun ist eine Perversion die ich mir nicht anders als mit der Existenz des personalen Bösen, des Teufels, erklären kann.

Die perspektive der Bibel auf den Teufel, (Den Bösen) ist für mich die einzig logische Erklärung für das beständige Unheil und das Böse in der Welt.

Wir wurden von der Schlange verführt und aus dem Paradies vertrieben – und kein Weg führt dorthin zurück. Die Engel mit dem Flammenschwert stehen vor dem Eingang und lassen niemand mehr herein.
Wir haben uns freiwillig an das Böse verkauft und stehen seitdem unter seinem Einfluß. ER ist der eigentliche Herrscher in der Welt und zieht die Fäden heimlich hinter den Kulissen, denn wir gehören ihm ja. (2.Kor.4,4, Eph.2,2)
Der „Gott dieser Welt“, nämlich Satan, ist durch unseren Verrat an Gott unser Vater geworden und seine Gene wirken in uns weiter durch die Jahrtausende – und wir sind seine Marionetten.
Wenn da nicht ein Erlöser wäre, der den Vertrag zwischen uns und dem Teufel am Kreuz seiner Liebe zerrissen hätte.
Doch hier stellt sich ein Problem: Warum nur tun auch entschiedene Christen noch so viel Böses? Wir, die wir doch durch den Geist Gottes von neuem geboren wurden, eine komplett neue Schöpfung sind und aus dem Vertrag mit dem Bösen freigekauft wurden, warum lassen wir uns noch zum Bösen verführen? Wir haben doch Jesus zu unserem Herrn gemacht und wollen Gott von ganzem Herzen dienen? Und die selbe Perversion und Affinität zum Bösen steckt immer noch in unser aller Glieder wie ein Virus, daß nicht greifbar scheint.

„Röm 7,18    Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht! Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Böse, das ich nicht will, übe ich aus.“ (Schlachterbibel 1951)

Wir mögen zwar formal aus der Macht der Finsternis freigekauft und erlöst worden sein – es zeigt sich aber nicht automatisch in der irdischen Realität sondern ist eine geistliche Wahrheit, die durch Glaube, Liebe und Gehorsam ständig neu ergriffen werden muß.
Was nützen mir aber geistliche Tatsachen und Wahrheiten die ich nicht ins alltägliche Leben umsetzen kann? Ich bin als Christ in einen geistlichen Kampf hineingeboren worden, dem ich mich nicht entziehen kann. In ein Spannungsfeld zwischen Himmel und Hölle, Gut und Böse, Geist und Fleisch.
Und ich muß immer wieder neu entscheiden wem ich in meinem Leben Raum gebe: Der Liebe und dem Geist Gottes oder dem Hang zum Bösen und Zerstörerischen, der sich sogar manchmal in fromme Gewänder kleidet.

Ein weiteres Rätsel ist für mich die Tatsache, daß es so viele Leute gibt die Gott (scheinbar) überhaupt nicht kennen und trotzdem liebevoll und guten Herzens sind. In der Tat habe ich manchmal den Eindruck, daß die Menschen der sogenannten „Welt“ die nicht viel oder gar nichts mit Gott am Hut haben oft weit uneigennütziger und liebevoller handeln als wir „offiziellen“ Christen.
Wie geht denn das ohne die Hilfe Gottes? Wie kann man dem Bösen widerstehen ohne den Glauben und den Geist Gottes? Wie kann man selbstlos handeln – ohne das Vorbild der selbstlosen Liebe unseres Herrn Jesus? Kommt Freunde – es ist eine Realität: Es gibt viele gute Menschen auf der Welt! Und wir Christen spiegeln durch unser Handeln nicht immer die Güte Gottes wieder!

Kann man auch ohne Jesus zu kennen dem Bösen widerstehen? Offensichtlich ja! Vielleicht aus dem Grunde, daß ALLE Menschen grundsätzlich dazu berufen sind Gottes Kinder zu werden?
Vielleicht aus dem Grunde, daß grundsätzlich ALLE Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden?

Der Dienst

So viele freikirchliche Christen sprechen vom sogenannten „Dienst“ in der Gemeinde. Herumreisende Prediger haben einen „Dienst“, der Prophetie, Heilung oder die Verkündigung des Evangeliums beinhaltet.
Es gibt große und kleine Dienste, aber zumeist hat der „Dienst“ damit zu tun, daß der Diener auf einer großen oder kleinen Bühne oder Kanzel über der Versammlung residiert, um von oben herab seine Weisheiten kundzutun oder dem Fußvolk seine Begabungen vorzuführen. Und sehr häufig verlangen die „Diener“ eine Menge Geld für ihre Dienstleistungen. Manche kommen erst gar nicht, wenn nicht eine bestimmte Summe der Bezahlung garantiert wird.
Warum erinnern mich diese sogenannten Dienste nur so häufig an das genaue Gegenteil des Begriffes vom Dienen? Oft scheint mir der Dienst mehr wie ein Machtinstrument um an die Wolle der Schafe zu kommen und diese auszunutzen. Es geht um Status und Ehre, es geht darum jemand in der Gemeinde zu sein und Anerkennung zu erheischen. Kurz gesagt um das genaue Gegenteil von dienen.
Das Beispiel und Vorbild des Dienens von Jesus ist ein Anderes:

Joh 13,3 …obgleich Jesus wußte, daß ihm der Vater alles in die Hände gegeben habe und daß er von Gott ausgegangen sei und zu Gott hingehe,steht er vom Mahle auf, legt seine Kleider ab, nimmt einen Schurz und umgürtet sich;darauf goß er Wasser in das Becken und fing an, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Schurz zu trocknen, mit dem er umgürtet war.

Jesus begegnete den Jüngern nicht nur auf Augenhöhe – er erniedrigte sich unter sie und machte sich selbst zu nichts obwohl er der König und Herrscher des Himmels war und ist.
Das was wir gemeinhin als Dienst bezeichnen ist leider allzuoft nichts als ein Etikettenschwindel!

Vorsicht Tradition!

Sehr guter Artikel von Storch.

Vor Jahren war ich mit einem Freund im Auto unterwegs. Wir hatten den einen oder anderen Joint geraucht und waren entsprechend etwas platt. Wir fuhren über eine Strasse und als ich aufschaute, kam das Auto vor uns immer näher. Es fuhr um einiges langamer als wir und mein Kollege fuhr einfach immer weiter.

„Brems!“, rief ich und er tat es.
Mittlerweile stand das Auto vor uns an einer roten Ampel (aha, deswegen fuhr es so langsam) und wir liessen etwas Gummi auf dem Asphalt, kamen aber noch rechtzeitig zum Stehen.
„was geht? Hast Du den nicht gesehen?“, fragte ich.
„Doch, gesehen habe ich ihn schon…“
„…aber? …“
„…irgendwie habe ich ihn nicht wahrgenommen.“

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