Die Gewaltenteilung

Wir haben in der Schule mal gelernt daß unsere Demokratie aus einer Gewaltenteilung zwischen Legislative, Judikative und Exekutive besteht. Gut. In den späten sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts waren die Lehrer wahrscheinlich noch nicht so informiert über die Macht der Wirtschaft und der Medien, die ich mittlerweile als vierte und fünfte „Gewalt“ im Staat ansehe.

Und diese Gewalten sind munter miteinander verzahnt – manche würden auch  „verfilzt“ zu einem solchen Aggregatzustand sagen. Die Politik nimmt Einfluss (zumindest) auf die öffentlich-rechtlichen Medien, die Wirtschaft widerum auf die Politik und die Medien decken manchmal investigativ auf, welche Schandtaten von Politik, Gerichtsbarkeit und Wirtschaft begangen werden.

Ein Schelm wer hinter investigativem Journalismus politische Einflussnahme der jeweiligen politischen Gegenseite vermutet. Mein Glaube an die Unabhängigkeit der Medien hat spätestens seit der Eva Hermann-Affäre arg gelitten. Der Medienpolitische Mainstream hatte sie verurteilt und jede abweichende Meinung wurde mit Spott und Häme als abseitig abgetan.

Die nächsten öffentlich-rechtlichen „Hinrichtungen“ erlebten wir beim Buch von Thilo Sarrazin und nun voller Genuß bei unserem Bundespräsidenten Wulff. Wer sich auf deren Seite stellt wird von den Medien ebenfalls entweder mitleidig als Spinner belächelt oder gemobbt.

Die Medien genießen als Meinungsmacher eine erstaunliche Machtfülle in diesem Land und nützen diese auch in manipulativer Weise weidlich aus.

Denn die Mehrheit des Volkes hat durch wachsenden Arbeitsstress gar keine Zeit zum selbstständigen Denken und wurde von unseren Bildungseinrichtungen auch nicht gerade dahingehend geschult! So ist man dankbar für Bildzeitung, Spiegel, Stern und TV, die einem täglich die zu habende Meinung einbleuen.

Die Meinung der Mehrheit zu teilen gibt den Menschen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Überlegenheit – eine Funktion, welche früher eher den Kirchen vorbehalten war.  Und dieser „Meinungsmainstream“ duldet keine Aussenseiter oder Abweichler – er ist dem Wesen nach totalitär – unter dem Deckmantel der Pressefreiheit! Und das hat auch durchaus religiöse Züge. Die Medien übernehmen die Funktionen der heiligen Inquisition und verbrennen Menschen öffentlich auf dem verbalem Scheiterhaufen!

Die Politik wird durch die Gerichtsbarkeit und den Wähler kontrolliert, die Wirtschaft soll theoretisch(!) durch die Politik kontrolliert werden – wer aber kontrolliert wirksam die Macht der Medien? Nur der Zeitungkäufer am Kiosk? Für das Fernsehen kommt ja in absehbarer Zeit die Zwangsabgabe, so daß man das Zentralorgan der deutschen Politik nicht mehr einfach abbestellen kann!

Gott sei dank für das Internet! Wenigstens hier kann man wirklich UNABHÄNGIGE Meinungen lesen oder hören – wenn man in der Lage ist zu filtern und genug Zeit zum Recherchieren und Nachdenken hat.Wir schauen heutzutage mitleidig, bedauernd und ungläubig auf Staaten wie Nordkorea oder den Iran und wundern uns über die staatliche Meinungsdiktatur in diesen Ländern. Aber mir  scheint die Kunst der Manipulation des Volkes durch die zentralisierten Medien  hier bei uns nur in verfeinerter und verbesserter Form zu herrschen. Und die Journaille glaubt an ihre Unabhängigkeit und die Freiheit der Meinungsäußerung während sie doch größtenteils zwar nicht durch nackte Gewalt aber durch psychologischen Anpassungsdruck gegängelt wird.

2 Kommentare zu „Die Gewaltenteilung“

  1. Hallo Ralf,

    vielen Dank für den treffenden Artikel, der mir aus der Seele spricht. In bin in nahezu allen Punkten der gleichen Meinung.

    Zu zwei Punkten möchte ich kurz etwas sagen:

    1. die „Zwangsabgabe“ gibt es doch schon lange in Form der GEZ-Gebühren, die ich als Astra-Seher im Ausland nicht bezahlen muss…;-)
    Allerdings bin ich froh, dass ARD und ZDF(dadurch?) insgesamt doch wesentlich bessere Programme als die Privaten mit ihrem Dschungeldreck etc. hinbekommen. Gerade Phoenix, arte und 3Sat finde ich auch gut, jedoch auch Tagesschau/themen, Heute/Journal etc.
    Auch dass man seinen Tatort ungestört von Reklame sehen kann, ist schon eine gute Sache.
    Im Vergleich zu norwegischen Sendern ist das deutsche TV sehr gut…

    2.Das mit dem Internet teile ich, möchte allerdings auch hinzufügen, dass offensichtlich durch die Medien angestacheltes Mobbing im Netz auf schlimmste Art und Weise Alltag ist. Da musst du nur einmal auf Welt.de die User-Kommentare lesen, aber auch bei anderen online-Zeitungen.
    Das Wulff-Mobbing und die lächerliche Schuhgeschichte vor dem Schloss (übernehmen wir jetzt schon arabische Sitten und ist Wulff mit dem Mörder Mubarak zu vergleichen….?) hat auch viel mit dem sich im Netz versammelnden modernen Lynchmobb zu tun.

    Die Sehnsucht nach „wir meinen doch alle das Gleiche“ ist in der enchristlichten Gesellschaft in der Tat deutlich zu beobachten. Auch hier in Norwegen bemerkte ich unlängst dieses Phänomen.

    Herzliche Grüsse
    Bernd

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  2. Hallo Bernd,
    im Internet versammelt sich auch der Abschaum. Und unter der Freiheit der Anonymität lassen sich Menschen zu übelsten Mobbingattacken hinreißen.
    Und in verfeinerter Form gibt es das natürlich auch. Wie gesagt, man muß die Fähigkeit des Filterns gut beherrschen um sich nicht von irrsinnigen Verschwörungstheorien oder anderem Quatsch verführen zu lassen. Und man sollte gut recherchieren.
    Aber man kann auch gut fundierte Meinungen abseits des Mainstreams finden.
    Danke für den Kommentar. 🙂

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