Kriminalgeschichte des Christentums

bild: schubalu (www.pixelio.de)
Heute las ich in meiner „HAZ“ einen interesanten Artikel über das neue Buch von Karl-Heinz Deschner, einem Atheisten und Kritiker des Christentums. Es heißt „Kriminalgeschichte des Christentums“ und soll 10 dicke Bände umfassen. Jetzt kam der neunte Band heraus, der sich mit der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts befasst. Herr Deschner ist nicht irgendein Fuzzi, sondern ein ernstzunehmender Autor, der sehr gut recherchiert hat und dessen Bücher von der theologischen Fachwelt diskutiert werden. Man kann ihm sicher vorhalten, daß er einseitig recherchiert und die guten Seiten der Kirchengeschichte außer acht lgelassen hat. Aber er will ja gerade die negativen Seiten der Kirchengeschichte thematisieren. Wenn man ausschließlich auf seine Bücher baut, findet man garantiert kein gutes Haar an der Kirche, er lässt das Gute halt einfach weg. Aber die negativen Dinge, die „Kriminalgeschichte“ scheint ein Faktum zu sein. Hier ein Auszug aus seinem neuen Buch:

Es ging nicht rücksichtsvoller zu, wenn sich die Christen untereinander mit Gewalttaten überzogen. Ob nun Ka­tholiken und Protestanten oder Calvinisten und Lutheraner einander metzelten und folterten – die Sieger hielten dann regelmäßig Dankgottesdienste ab, die Verlierer Bittgottesdienste. Vorbereitet wurden die Schlächtereien des Dreißigjährigen Krieges nicht zuletzt von einer christlichen Publizistik, die in ihren christlichen Gegnern stets den Antichrist, den Teufel erkannten. Die Grundhaltung dieser Hetzschriften brachte der protestantische Theologe Mengering in einem Pamphlet gegen die Jesuiten auf den Punkt: „Wer sie nicht hasst, liebt Gott nicht.“

Mir kamen diese Tatsachen irgendwie bekannt vor, Dir auch? Natürlich gibt es heute keine „Metzeleien“ und Folter unter Christen mehr, aber diese Art von „verbaler Gewalt“ gibt es leider immer noch unter christlichen Fundamentalisten, Verküdigern und Publizisten. Immer noch werden einzelne Prediger und ganze Bewegungen von anderen als antichristlich und dämonisch etikettiert! Sehr gerne auch die charismatische Bewegung (danach braucht man nicht lange zu googlen). Merkwürdig, welche Blüten der Kampf um das richtige Dogma und die Rechtgläubigkeit zuweilen treibt. Selbstverständlich geht es allen immer nur um die Wahrheit! Es wird aber behende vergessen, daß die Wahrheit kein Dogma, sondern eine Person ist: Jesus Christus – der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es wird vergessen, daß wir verpflichtet sind, die „Brüder“ zu lieben.
Es wird vergessen, daß wir als Diener Gottes nicht streiten sollen!

2Tim 2,23 Die törichten und unziemlichen Streitfragen aber meide, da du weißt, daß sie nur Streit erzeugen. Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, lehrtüchtig, fähig die Bösen zu tragen

Tit 3,9 Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister, sowie Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz meide; denn sie sind unnütz und eitel. Einen sektiererischen Menschen weise ab, nach ein- und zweimaliger Zurechtweisung, da du überzeugt sein kannst, daß ein solcher verkehrt ist und sündigt, indem er sich selbst verurteilt.

Ein sektiererischer Mensch ist offenbar jemand, der ständig am zanken und streiten über die „richtige Lehre“ ist. Es ist jemand, der ständig mit Streitfragen ankommt und die anderen Christen davon überzeugen will, daß seine Sicht der Dinge die einzig richtige ist. Er hat völlig aus den Augen verloren, was ihn mit den anderen Gläubigen vereint und sieht nur noch das Trennende. Er kämpft nicht mehr für etwas sondern nur noch gegen etwas: Die falsche Lehre und Sichtweise der anderen.
Das führte im Mittelalter zur Inquisition und zu Hexenverbrennungen. Die „Wiedertäufer“ wurden in Flüssen und Seen von den „Rechtgläubigen“ ertränkt.
Gottseidank hat der Staat heute das Machtmonopol im Lande und nicht die Kirche! Kaum auszudenken, was los wäre, wenn diese Art sektiererische Christen am Schalthebel der Macht säßen. Dann lieber noch die strammen Humanisten.

Ich finde selbstredend die absolut Kirchenfeindliche Einstellung eines Mannes wie Deschner mehr als fragwürdig, auch wenn seine Fakten realistisch sind. Genausowenig, wie man sich nur die Rosinen aus dem Kuchen picken sollte, sollte man nicht nur die verbrannte Kruste des Kuchens monieren! Aber andersherum dürfen wir als Christen auch nicht die Augen vor den Sünden der Kirche (durch alle Denominationen hinweg) verschließen! Wir sollten aus der Geschichte lernen, sonst könnte sie uns eines Tages wieder einholen.

5 Kommentare zu „Kriminalgeschichte des Christentums“

  1. Es ist ja leider so, dass die Kirchengeschichte nicht dass gebracht hat, was Jesus wollte. Oft das Gegenteil.Auch wenn es uns nicht in dem Kram passt: Seit der humanistischen Aufklärung ist die Menschheit in puncto Menschenachtung, Nächstenliebe, Friedfertigkeit etc. einen Riesenschritt vorwärts gekommen.Und was lernen wir Christen daraus?

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  2. Ich sehe den Humanismus auch als wesentlich von christlichen Grundwerten beeinflusst – m.E. kann man den Humanismus gar nicht ohne den christlichen Einfluss deuten.Das Ding ist aber letztlich, dass weder der Humanismus noch die biblische Lehre schlecht per se wären.Der Mensch ist schlecht.Deshalb funktioniert der Kommunismus nicht, sondern gebiert Menschen wie Stalin.Deshalb frisst der Mensch im Kapitalismus den anderen Menschen.Deshalb kann auch die biblische Lehre verdreht werden und egozentrisch gebraucht werden.Schuld an der Kriminalgeschichte des Christentums ist nicht Jesus, nicht die biblische Lehre, vielleicht noch nicht mal der Christ, sondern einfach nur: der Mensch selbst.Segen!Dirk.

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